Ein besonderes Kennzeichen der diesjährigen Grassilagen vom ersten Schnitt sind die zwei Erntefenster (9. bis 11. Mai und Ende Mai bis Anfang Juni). Diese müssen heuer extra betrachtet werden. Beim ersten Zeitfenster haben wir eine junge Silage mit einem hohen Rohproteingehalt von 156g, einen hohen Zuckergehalt von 122g mit sehr niedrigen Strukturwerten von ADF und NDF. Der Energiegehalt liegt bei einem sehr guten Wert von 6,43 im Durchschnitt.
Das zweite Erntefenster liegt 3 Wochen später. Hier haben wir eine überreife Grassilage mit nur 118 g Rohprotein und sehr niedrigen RNB Werten von -0,87. Die Strukturwerte sind mit 490 NDF und 305 ADF deutlich über den Zielwerten von 450 und 270. Der Zuckergehalt ist mit 82 g noch gut, um den Silierverlauf nicht zu gefährden. Der Energiegehalt ist Aufgrund der niedrigen Rohproteingehalten und der hohen Strukturwerte dementsprechend niedrig.
Konsequenzen für die Fütterung
Die früh geerntete Grassilage ist ein hoch verdauliches und rohproteinhaltiges Futter. Der hohe Gehalt an Zucker muss in der Rationsgestaltung berücksichtigt werden. Hier sollten Futtermittel mit schnell abbaubarer Stärke wie Getreideschrot nur gering eingesetzt werden. Körnermais und Zuckerschnitzel sollten hier verstärkt gefüttert werden. Werden diese Silagen allein verfüttert muss unbedingt mit Stroh oder Heu ein Strukturausgleich erfolgen. Besser ist, wenn ein etwas ältere Schnitt (3. Schnitt) als Mischpartner zu Verfügung stünde.
Bei der spät geernteten Grassilage ist der niedrige Rohproteingehalt zu beachten. Viele Proben haben einen deutlichen negativer RNB Wert. Das heißt, den Tieren fehlt Stickstoff als Nahrungsquelle für die Pansenbakterien. Ein Eiweißausgleich mit 1 bis 2 kg Rapsextraktionsschrot könnte hier bereits viel bewirken. Hier würde sich ein Mischpartner von einer jungen, eiweißreichen Grassilage vom 4. oder 5. Schnitt sehr gut eignen.
Die Rohproteinwerte steigen zum 3. Schnitt wieder auf 164 g an. Der Energiegehalt ist mit 5,78 MJ Nel sehr niedrig. Der Richtwert von NDF und ADF mit < 450 und < 270 ist auch heuer wieder überschnitten.
Beim 4. Schnitt bleiben die Rohproteinwerte auf einen (für einen 4. Schnitt) niedrigen Wert. Der Energiewert ist bei 5,91 MJ NEL auch noch gering. Auffallend hoch ist der Trockenmassegehalt der Silagen. 33 % aller Proben haben einen Wert über 40% TS. Schimmelbildung und Nacherwärmung sind hier sehr häufig der Fall.
Heuer gab es beim Silomais, Aufgrund der unterschiedlichen Wetterextreme, starke Schwankungen. Maisbestände mit Rekorderträgen bis zum Totalausfall nach Hagel war alles dabei. Somit sind die Durchschnittswerte auch nicht so aussagekräftig wie bei den anderen Jahren. Der sehr niedrige Stärkegehalt von 301 im Durchschnitt kann von Beständen mit Hagelschaden oder von späteren Nachbaubeständen kommen. Der etwas höhere Strukturwert von ADF und NDF kann auch eine Folge von einem sehr tiefem Ernteschnitt sein. Genaue Werte kann heuer nur eine Futteruntersuchung bringen.
Eine Fütterungsberatung mit einer optimalen Rationsgestaltung ist auch heuer wieder eine gut eingesetzte Investition in die Tiergesundheit.
Die starken Schwankungen bei den Proben in den einzelnen Spalten wie Rohprotein (zwischen 80 g und 200 g) oder Zucker (von 0 bis 260 g) sind ein guter Hinweis, dass nur eine eigene Futteruntersuchung genaue Werte liefern kann. Die Durchschnittswerte aus der Futterwerttabelle können nur Hilfsmittel sein.