Pressetermin des "Runden Tisches Jagd" im Wald
Waldumbau - wie rüsten wir unsere Wälder für die Zukunft?

Gruppe von Menschen steht im WAldZoombild vorhanden

Teilnehmende am "Den Rund Tisch Jagd"

Die Zukunft der Wälder im Nordlandkreis Bad Tölz-Wolfratshausen gemeinsam gestalten, war zentrales Thema eines Waldbeganges, zu dem der Runde Tisch Jagd nach Holzhausen eingeladen hatte.

„Der Klimawandel ist bei uns im Wald voll angekommen“, stellt Korbinian Wolf, Bereichsleiter Forsten des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Holzkirchen einleitend fest. „Wir sind allerdings in der glücklichen Lage, dass viele unserer Wälder meist viele Mischbaumarten aufweisen. Wir haben damit auf großen Flächen optimale Ausgangsbedingungen, die Wälder natürlich zu stabilen und artenreichen Wäldern weiterzuentwickeln.“ Wolf zeigt dabei auf tausende kleine bis brusthohe Tannen, Buchen und Fichten, die im Gemeindewald Münsing bei Holzhausen natürlich aufwachsen.

Ziele des Waldumbaus

Das Ziel des Waldumbaus ist es, einen an Baumarten gemischten und dadurch stabilen Wald zu schaffen oder zu erhalten. Nur dann kann er auch künftig seine vielfältigen Funktionen, wie beispielsweise Holzbereitstellung, Erholungsraum oder Schutz vor Naturgefahren, zuverlässig erfüllen.

Zielgerichtetes und modernes Jagdmanagement

„Der Jagdpächter hat es hier in hervorragender Weise geschafft, durch zielgerichtetes und modernes Jagdmanagement, waldverträgliche Wildbestände herzustellen. Eine natürliche Erneuerung der Wälder nicht nur mit Fichte und Buche, sondern auch mit der klimastabilen Tanne ist nun möglich“, hebt Johann Killer, Vorsitzender der Waldbesitzervereinigung Wolfratshausen, hervor. Und weiter: „Der Weg zum Klimawald geht nur über waldverträgliche Wildbestände, der Wald muss sich in seiner Vielfalt natürlich erneuern können. Pflanzungen sind sinnvoll, kleinflächig die Waldverjüngung mit weiteren Baumarten zu ergänzen, die in der Umgebung nicht vorhanden sind.“ Wie die rund 150 Elsbeeren, Lärchen und Kirschen, die in Lücken des Gemeindewaldes gepflanzt wurden. Auf großer Fläche müssten sich aber die Wälder natürlich verjüngen. Und dies, wie vom Bayerischen Jagdgesetz gefordert, „im Wesentlichen ohne Schutzmaßnahmen“ wie Zäune oder Einzelschutz.

Die große Bedeutung der Jagd betont Heinz Repert, Vorsitzender der Jagdkreisgruppe Bad Tölz-Wolfratshausen:

„Die Jäger müssen eine hohe Verantwortung für den Wald übernehmen. Nur wenn Jäger und Waldbesitzer jeweils ihren Aufgaben verantwortungsvoll nachkommen und gut zusammenarbeiten, werden wir einen klimastabilen Wald schaffen.“

Das gute Miteinander vor Ort sei daher entscheidend. Dazu gehöre aus seiner Sicht aber auch, dass fremde Baumarten wie die Douglasie geschützt werden, da sie durch das sogenannte Fegen der Rehböcke besonders gefährdet sei. Von der Gesellschaft erwarte er eine Akzeptanz der Jagd, da diese für den Waldumbau unverzichtbar sei. Sorgen bereiten ihm die stark zunehmenden Schäden durch Biber. „Hier müssen Lösungen gefunden werden“, so Repert. Zudem dürfe nie passieren, dass Jagdpächter auch für diese Schäden aufkommen müssen.

„Im Wald kann man sehr schnell sehen, ob die Jagd stimmt“, ist Hubert Köglsperger, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Jagdgenossenschaften im Landkreis überzeugt. Durch die Revierweisen Aussagen, die die Förster des AELF Holzkirchen auf Antrag auch jährlich erstellen, bekommen die Waldbesitzer in einem Jagdrevier genaue Informationen, welche Baumarten natürlich aufwachsen können und welche noch zu stark durch die Rehe zurückgebissen werden. „Die Revierweisen Aussagen, die am besten bei gemeinsamen Jagdbegängen der Jagdpächter und Waldbesitzer erläutert werden, sind für uns inzwischen unverzichtbar“, stellt Köglsperger fest und erhält dafür Zustimmung aller Anwesenden.

Gesunder Wildbestand und natürliche Lebensgrundlage erhalten

Mehrere Menschen stehen im Wald und begutachten die natürliche Verjüngung

Franz Steger zur Bejagung

„Für die untere Jagdbehörde ist es entscheidend“, erläutert Franz Steger, „dass die Jagdgenossenschaft und ihr Vertragspartner, der Jagdpächter, ihre Belange abgleichen und eine einvernehmliche Abschussplanung aufstellen. Aus jagdrechtlicher Sicht geht es darum, einerseits einen artenreichen und gesunden Wildbestand in einem ausgewogenen Verhältnis zu seinen natürlichen Lebensgrundlagen zu erhalten und die natürlichen Lebensgrundlagen des Wildes zu sichern und zu verbessern. Auf der anderen Seite sind Beeinträchtigungen der ordnungsgemäßen land- und forstwirtschaftlichen Nutzung durch das Wild möglichst zu vermeiden. Insbesondere soll die Bejagung die natürliche Verjüngung der standortgemäßen Baumarten im Wesentlichen ohne Schutzmaßnahmen ermöglichen.“

Für den Holzhauser Jagdpächter und Hegeringleiter Jörg Lohse sind Waldbegehungen unverzichtbar, um eine ausgewogene Balance im Wald zu halten. In seinen Augen stellt die Jagd einen wichtigen Teil im gesamten Gleichgewichtsgefüge des Waldes dar vergleichbar mit einem Mobile, bei dem jedes Element wie Wald, Wild, Boden, Wasser, Waldbesitzer und Jäger Elemente in diesem Mobile sind und gemeinsam eine Balance darstellen. Je ausgeglichener die Balance ist, desto stabiler die Widerstandskraft gegen Störungen jeder Art. Das AELF fungiert bei drohender Schieflage immer wieder als Peace-Keeper, wobei die gemeinsamen Waldbegehungen inzwischen viel mehr Lernstunden und gemeinsamer Austausch geworden sind.

Die Teilnehmenden überzeugten sich von den Erfolgen

In seinem Wald zeigt Michael Menzinger, der Holzhausener Jagdvorstand, welche Erfolge die örtliche Jagd inzwischen erzielt hat: Aus einem reinen Fichtenwald, der sehr anfällig gegen Borkenkäfer und Stürme ist, wird in der nächsten Generation ein Mischwald mit einem hohen Tannenanteil. „Das ist das große Verdienst unserer Jäger seit der Umstellung auf eine waldorientierte Rehwildbejagung vor knapp zehn Jahren“, ist Menzinger voll des Lobes. Dass aber auch der Waldbesitzer seinen Beitrag zum Waldumbau leisten kann und muss, erläutert Korbinian Wolf. „Waldumbau bedeutet auch, alle Wälder regelmäßig und professionell zu durchforsten. Dabei werden Bäume gefällt, damit die Nachbarbäume mehr Platz bekommen und stabiler werden. Denn nur wenn die älteren Wälder stabil sind, wenn genügend Licht auf den Boden kommt und wenn der natürliche Nachwuchs im Schutz der alten Bäume aufwachsen kann, kann auf großer Fläche der Waldumbau gelingen.“ Eine waldfreundliche Jagd vorausgesetzt.“
Die Frage: „Wie rüsten wir unsere Wälder für die Zukunft?“ lässt sich damit sehr kurz beantworten: Wälder regelmäßig durchforsten und damit stabilisieren, durch die Jagd waldverträgliche Wildbestände schaffen und auf Kleinflächen bei Bedarf notwendige Mischbaumarten pflanzen.

Der Runde Tisch Jagd

Der Runde Tisch Jagd des Nordlandkreises Bad Tölz-Wolfratshausen besteht aus Vertretern und Vertreterinnen der Waldbesitzervereinigung Wolfratshausen, des Bayerischen Bauernverbandes, der Jagdkreisgruppe Bad Tölz-Wolfratshausen, der Arbeitsgemeinschaft der Jagdgenossenschaften, der Unteren Jagdbehörde des Landratsamtes Bad Tölz-Wolfratshausen, des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Holzkirchen sowie dem Jagdberater.